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200 Jahre Bruhin Mühle in Tuggen

03.10.2024Veranstaltung

Während dem 200-jährigen Jubiläum der Bruhin-Mühle in Tuggen durften wir in die langjährige Tradition der Getreideverarbeitung in der Linthebene eintauchen. Der Betrieb der Bruhin-Mühle zeichnet sich durch sein traditionelles Handwerk, die Förderung von seltenen Sorten wie den Linthmais sowie das Vermarkten von regionalen und innovativen Produkten aus.


Die Bruhin-Mühle in Tuggen feierte im Juni 2024 ihr 200-jähriges Jubiläum. Die Führung durch die historische Mehlmühle in Betrieb sowie die begleitende Ausstellung über die Geschichte der Mühle, die einen in eine neue Welt eintauchen liessen, bildeten das Highlight der Veranstaltung. Der Anlass brachte viele Menschen aus naher Umgebung zusammen und überzeugte zusätzlich mit einer tollen Festwirtschaft mit hofeigenen Produkten.

Vom Neubau der Mühle bis zum heutigen Betrieb


Die Anfänge der heutigen Bruhin-Mühle führen in das Jahr 1562 zurück, als das Kloster Einsiedeln die baufällige Mühle in Tuggen durch einen Neubau ersetzte. Seit 200 Jahren und in der 7. Generation ist die Mühle nun in Besitz der Familie Bruhin. Vor 200 Jahren lag die Produktion noch bei ca. 100 kg/Tag und es konnte nur Vollkorn und Ruchmehl, jedoch noch kein Weissmehl produziert werden. Heute stellt die Bruhin-Mühle 200 kg Mehl in der Stunde in verschiedenen Variationen her, darunter auch Weissmehl. Trotz technologischer Fortschritte greift die Bruhin-Mühle immer noch auf traditionelle Verarbeitungsmethoden zurück.

Christian Bruhin führt die Bruhin-Mühle nun in der 7. Generation.
Getreideverarbeitung mit historischen Maschinen


Während der Führung demonstrierte Christian Bruhin die Funktionsweise der Maschinen, durch welche das Getreidekorn zu Mehl verarbeitet wird. Der Walzenstuhl knackt das Korn mittels zwei Stahlwalzen auf und es entsteht nach mehrmaligen Durchläufen Schrot, welches dann dem Plansichter überführt wird. Durch schnelle horizontale Kreisbewegungen dieser Maschine wird das Getreide gesiebt. In diesem Schritt wird die Schale, die sogenannte Kleie, vom Mehl abgetrennt – ein eindrücklicher Prozess, wie Christian Bruhin erklärt. Der Plansichter wurde 1870 erfunden und dessen Technik blieb bis heute unverändert. In einem dritten Schritt gelangt das geschälte Korn in die Sodermühle, eine Maschine, welche es in der Schweiz nur in dreifacher Ausführung gibt. Die aus dem Technorama stammende Mühle mit Jahrgang 1909 steht seit 2016 in der Bruhin-Mühle. Das «Sodern» ist ein schonender Verarbeitungsschritt, bei dem der schädliche Einfluss von Wärme auf das Getreide minimiert wird. Das Resultat ist eine höhere Ausbeute, ein Mehl mit gleichmässiger Backfähigkeit und eine bessere Erhaltung des Aromas.


Die Sodermühle gibt es in der ganzen Schweiz nur noch in dreifacher Ausführung.
Der Linthmais – Das Aushängeschild der Bruhin-Mühle


Die Bruhin-Mühle ist bekannt für die Verarbeitung des Linthmais, welcher seit 1700 in der Linthebene angebaut wird und leicht nussig schmeckt. Die Sorte geriet in den letzten Jahrzehnten fast in Vergessenheit, wird heutzutage aber wieder vermehrt gefördert. Mit ursprünglich nur 60 Maiskörnern dieser alten Schweizer Landmaissorte wurde ab 1999 eine neue Sorte aufgebaut. Während der ersten 3 Jahre diente der Maisanbau lediglich der Gewinnung von ausreichenden Mengen an Saatgut, bevor der Anbau schliesslich auf den Verkauf des Mais ausgerichtet werden konnte. Der Linthmais ist eine alte und weniger hochgezüchtete Sorte, daher auch der geringere Ertrag, verglichen mit konventionellen Sorten. Dessen Anbau und Förderung trägt jedoch zum Erhalt der genetischen und kulturhistorischen Vielfalt von Pflanzenarten bei.

Eine Vielzahl an regionalen Produkten


Nach der eindrücklichen Führung durch die Bruhin-Mühle bot sich ein Besuch des Hofladens mit einer grossen Auswahl an eigenen Produkten an. Zahlreiche dieser Produkte sind inzwischen auch bei diversen Detailhändlern, Hof- und Dorfläden wie auch bei Migros, Coop und Landi zu finden. Das Sortiment an Linthmais Produkten ist stetig gewachsen und beinhaltet heute neben Ribelimehl, Maismehl und Bramata auch Vollkornchips, Maiswaffeln, das Bier «Maisgold» oder langjährig gereifter Whisky, den «Liwinthsky». Eine weitere Spezialität ist das Maiskernöl, welches aus dem fetthaltigen Keim des Maiskorns gewonnen wird. Neben den vielfältigen Eindrücken zur Müllerei konnten wir so zudem ein paar regionale und mit viel Herzblut gefertigte Produkte nach Hause nehmen.


Im Hofaden neben der Müllerei werden vielfältige, regionale und hofeigene Produkte angeboten.

Autor:in

Eliane Hirt

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