Neophyten in Flachmooren am oberen Zürichsee bedrohen Ökosysteme
Das Büro für ökologische Optimierungen hat seit 2021 vom Kanton Schwyz den Auftrag, die Neophyten in den Flachmooren am oberen Zürichsee zu bekämpfen. Die konsequente Umsetzung der Massnahmen zeigt bereits deutliche Wirkung.
Die Flachmoore am oberen Zürichsee sind Naturperlen von nationaler Bedeutung. Sie beeindrucken mit seltenen Pflanzen wie dem Rundblättrigen Sonnentau (links im Bild) oder auch mit Tierarten wie dem bedrohten Kiebitz. Aber sie sind durch menschlich verursachte Umwelteinflüsse unter Druck. Nebst dem unerwünschten Nährstoffeintrag über Luft und Fliessgewässer, machen sich auch Neophyten breit. Diese fremdländischen und oftmals konkurrenzstarken Arten verdrängen zunehmend die einheimische Flora und Fauna. Ohne die Bekämpfung dieser Pflanzen würde das intakte Ökosystem der Feuchtgebiete Frauenwinkel, Nuoler Ried und Bätzimatt zerstört. Es gilt somit, Arten wie die Goldrute (rechts im Bild), das einjährige Berufkraut und den seidigen Hornstrauch jährlich und konsequent zu bekämpfen. Nach einer Projektlaufzeit von 3 Jahren ist nun Zeit für eine Erfolgsbetrachtung.
Kartierung als Grundlage für die Bekämpfung
Mit dem Ziel, die Neophyten mittel- und langfristig aus den Mooren zu verdrängen, wurden 2021 in einem ersten Schritt die Flächen durch das Büro für ökologische Optimierungen kartiert. Die so gewonnenen Daten zeigen auf, wo sich welcher Befallsherd und welcher Neophyt in welchem Ausmass befindet. Diese Daten sind auf einem Geo-Informationssystem visualisiert und ein unverzichtbares Instrument für die nachhaltige, wirkungsvolle und gezielte Bekämpfung. Mit Hilfe eines Tablets können die Leiter der Bekämpfungsteams die Karten im Feld abrufen und die Neophyten punktgenau anvisieren. Nur so ist sichergestellt, dass jede Pflanze bekämpft wird und nichts vergessen geht. Rund 7% der Gesamtfläche von 100 Hektaren sind von Neophyten befallen, insbesondere durch die Goldrute.
Grosser Einsatz von Zivildienstleistenden
Die Stiftung Lebensraum Linthebene ist vom Bund autorisiert, einen Zivi-Einsatzbetrieb zu führen. Aus diesem Betrieb heraus werden die Teams gebildet, welche die Bekämpfung sicherstellen. Während der Hauptsaison im Sommer werden die Arbeiten zusätzlich durch Asylsuchende unterstützt, welche ihrerseits die Möglichkeit erhalten, einer sinnvollen und strukturierten Tätigkeit nachzugehen. Arbeitsagogisch betrachtet, ist eine menschenorientierte und somit wertschätzende Führung des Personals der Schlüssel für ein gesundes Arbeitsklima – und letztendlich der Weg zum Ziel. So konnten an Spitzentagen Teams von bis zu 20 Asylbewerbern und Zivildienstleistenden gebildet werden. Untereinander war es so möglich, dass die Asylbewerber ihre in den Kursen erlangten Deutschkenntnisse in der Praxis anwenden und die Zivi neue Kulturen, aber auch Schicksale in Erfahrung bringen konnten. Eine rundum gute Sache, denn ohne den wertvollen Einsatz dieser Personen könnten die Projektziele nicht erreicht werden.
Gezielte, den Umständen angepasste Bekämpfung
Die Bekämpfungsstrategie sieht vor, dass mittelfristig im Projektperimeter die Befallsherde geschwächt und die Ausbreitung verhindert wird. Kurzfristig ist die jährliche Versamung zu verunmöglichen. Langfristig sind die fremdländischen Pflanzen auszurotten und frische Vorkommnisse im Keime zu ersticken. Mit dem Ausreissen von Einzelpflanzen kann die grösste Wirkung erzielt werden. Dabei ist es wichtig, dass so viel Wurzelmaterial wie möglich aus dem Boden gezogen wird. Die Goldrute wie auch das Einjährige Berufkraut haben leider die Fähigkeit, aus Wurzelrückständen wieder neue Pflanzen auszubilden. Als Hilfsmittel für das Personal dient der Unkrautstecher, um qualitativ einen hohen Effekt zu erzielen. Befallsherde, welche eine hohe Anzahl Neophyten aufweisen, werden maschinell gemäht. Im Laufe der Jahre können diese, dank deren eintretenden Schwächung, manuell bearbeitet werden. Das Ernte- und Schnittgut wird in der Kehrichtverbrennungsanlage im Kanton Glarus gratis entsorgt. Durch diesen Entsorgungsweg wird eine erneute Versamung verhindert.
Mit der manuellen Methode durch das Ausreissen von Einzelpflanzen können die Neophyten am wirksamsten bekämpft werden.
Sichtbare Erfolge
Im Projektauftrag ist festgehalten, dass das Pfäffiker Ried konsequent mit der manuellen Bekämpfungmethode bearbeitet wird. Bereits im 4. Projektjahr kann in diesem Flachmoor festgestellt werden, dass die Befallsherde geschwächt sind. Aus personellen und finanziellen Gründen kann diese nachhaltige Bekämpfungsmethode leider nicht im ganzen Projektperimeter angewendet werden. Die Kombination von maschinellen und manuellen Massnahmen lässt jedoch eine zunehmende Verbesserung der Situation erahnen. Die Neophytenbekämpfung in den Flachmooren am oberen Zürichsee benötigt somit Durchhaltevermögen und eine langfristige Sichtweise, um die Zielsetzung zu erreichen.
Über eine Spende mittels nebenstehendem Formular zur Unterstützung der Stiftung Lebensraum Linthebene und der Stiftung Frauenwinkel bei Naturschutzeinsätzen rund um den oberen Zürichsee würden wir uns sehr freuen.