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Nachgefragt beim Verein Wildbiendli-Paradies Einsiedeln

11.10.2024Interview

Die Co-Präsidentinnen Angela Hasler und Jutta Caduff sowie Urs B. Trachsel sind alle im Vorstand des Vereins Wildbiendli-Paradies Einsiedeln. Nachdem wir in der letzten Ausgabe über ihr Projekt in Einsiedeln berichtet haben, beantworten sie uns hier weitere persönliche Fragen.

Von links nach rechts: Angela Hasler, Jutta Caduff, Urs B. Trachsel

Was hat euch persönlich zur Gründung des Vereins «Wildbiendli-Paradies Einsiedeln» im Jahr 2021 motiviert?

A. Hasler: Meine Liebe zur Natur! Der Verein gibt mir die Möglichkeit, mich aktiv für die Biodiversität einzusetzen und so der Natur etwas zurückzugeben.

U. Trachsel: Bei der Realisation der Idee des Wildbiendli-Paradieses war mir immer sehr wichtig, dass dieses auch nach der Verwirklichung unterhalten wird. Der Verein stellt dies sicher – und er ist auch die Möglichkeit, uns in unserem Team gemeinsam wohlzufühlen, Verbundenheit zu spüren und gemeinsam in einer paradiesischen Umgebung etwas für unsere Wildbienen zu tun.

J. Caduff: Das Wissen, dass wir mit unserem tollen Team ganz sicher etwas Gutes und Dauerhaftes auf die Beine stellen können. Ich bin ein totaler Gartenmensch.


Gibt es Insektenarten, die euch ganz besonders faszinieren? Warum?

A. Hasler: Uff, da habe ich ganz viele! Z.B. die wunderschöne grosse blau-schwarze Holzbiene, welche ihre Gänge ins tote Holz nagt oder die robuste dunkle Erdhummel, die im Frühling bereits ab ca. 3°C fliegt. Faszinierend ist auch der Wiesenknopf-Ameisenbläuling-Schmetterling, der sich als Raupe mit Duftstoffen getarnt von den Ameisen in den Bau tragen lässt, sich von ihnen ernährt und im Frühling als Schmetterling den Bau verlässt.

U. Trachsel: Summt und brummt es? – Dann mag ich es! Hat es Haare und Fühler oder ist es gar etwas rundlich – Dann mag ich es noch mehr! Ist es gelblich-braun-pelzig-gestreift? Her damit!

J. Caduff: (lacht) Da kann ich mich Urs nur anschliessen! Kürzlich habe ich sogar eine
Europäische Hornisse im Paradiesli gesehen – wunderschöne Tierchen.


Blickt ihr der Zukunft der Wildbienen eher positiv oder negativ entgegen?

U. Trachsel: Sehr positiv. Einerseits dünkt mich, dass das Thema Wildbienen und Biodiversität aktiv diskutiert und nicht mehr weggewinkt wird. Und anderseits ist es fantastisch, wie sich die Natur einrichtet; wenn die Umgebung passt, kommen die Wildbienen und Insekten. Geben wir ihr einfach mehr Sorge, dann kommt das gut!

J. Caduff: Ich bin da positiv! Die Natur findet immer einen Weg, je mehr wir sie einfach machen lassen.


Was kann jeder und jede Einzelne dazu beitragen, für die Wildbienen wertvollen Lebensraum zu schaffen?

A. Hasler: Das kann in Form von Futterpflanzen und Nistmöglichkeiten (ein geeignetes Gefäss mit Wildbienensand oder hohlen Blumenstängeln) auf dem Balkon sein. Oder den eigenen Garten insektenfreundlich anzulegen und pestizidfrei zu bewirtschaften ist eine weitere Möglichkeit. Eine dritte Variante wäre gezielt Naturprojekte und/oder Vereine, welche sich für die Insektenwelt einsetzen, mit einem finanziellen Beitrag oder freiwilligen Arbeitseinsätzen zu unterstützen. Zum Beispiel Mitglied in unserem Verein werden! 

J. Caduff: Generell achtsam mit der Natur umgehen und nicht immer alles unter Kontrolle halten wollen. Sie ist unser grösstes Geschenk. Wir müssen ihr nur den nötigen Raum geben, damit helfen wir den Biendli am allermeisten. Parkplätze und Wege müssen nicht immer geteert werden, es gibt viele andere Möglichkeiten wie zum Beispiel Kies. Und Raum für ein paar Futterpflanzen, die ja meist auch wunderschöne Blumen sind, auch auf dem kleinsten Fensterbrett!


Welche Pflanzenarten sind für Wildbienen besonders wertvoll?


J. Caduff: Welche Pflanzen wir wählen, ist gar nicht so entscheidend: Offene Blüten sollen sie haben und wir sollten möglichst vom Frühling bis zum ersten Schnee ein schönes «Buffet» für die kleinen Flatterer bereitstellen. Pflanzenarten mit viel Nektar sind aber besonders wertvoll, z.B. die Wiesenflockenblume, Wiesensalbei oder Lavendel. Konkret kann man die Pflanzenvielfalt fördern, indem im Rasen Stellen ausgespart werden, die nur zweimal im Jahr gemäht werden, sodass mehr Wildblumen zur Blüte kommen können. Auch auf dem Balkon können Wildblumenmischungen angesät werden. Je grösser die Anzahl an verschiedenen Blütenpflanzen, desto mehr Wildbienen werden diese aufsuchen. Übrigens: blau und gelb sind die Lieblingsfarben der Bienen. Auf unserer Webseite www.wildbiendli.ch gibt es dazu viele weitere Informationen.


Liebe Angela und Jutta, lieber Urs, wir danken Euch herzlich für euer Engagement, das spannende Interview und wünschen Euch alles Gute.



Autor:in

Eliane Hirt

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