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Stahlwannen für Unken

12.04.2023Naturschutz

Die Gelbbauchunke war früher eine weit verbreitete Art. Heute existiert in der Schweiz gerade mal noch die Hälfte der früheren Populationen. Verantwortlich dafür ist vor allem der Verlust von Lebensraum und Laichgewässern. Die Stiftung «Lebensraum Linthebene» sorgt dank der Unterstützung durch den naturemade star-Fonds von ewz für Ersatzlebensräume.

Die natürlichen Lebensräume der Gelbbauchunke befinden sich in Feuchtwiesen, Mooren sowie Flussauen dynamischer Fliessgewässer, wo auf natürliche Art und Weise temporäre Kleingewässer entstehen, welche die Unke benötigt, um Fressfeinde zu vermeiden. Solche Lebensräume sind heute jedoch selten, weshalb das Anlegen geeigneter Gewässer unabdingbar ist, um die noch vorhandenen Populationen zu schützen und zu fördern. Vielerorts ist der Boden jedoch zu durchlässig für eine natürliche Abdichtung, was dazu führt, dass solche Gewässer zu früh austrocknen und Laich oder Kaulquappen sterben. 

Warum Chromstahl?

Die Stiftung «Lebensraum Linthebene» hat für den Bau von Kleingewässern viele Materialen getestet, wobei sich Chromstahl mit einigen Vorteilen gegenüber anderen künstlichen Materialien als besonders geeignet erwiesen hat. Besonders die Langlebigkeit und das geringe Risiko undicht zu werden fallen ins Gewicht. Aber auch die vielfältigen Formmöglichkeiten und das geringe Gewicht sind Stärken dieses Materials. Die Wannen werden zusätzlich mit Steinen und Astmaterial ausgekleidet, welche einerseits Versteckmöglichkeiten bieten und andererseits ein natürlicheres Aussehen verleihen.

Die Stahlwannen sind leicht und können einfach von Hand eingesetzt werden.
Die Wannen werden mit Steinen und Astmaterial ausgekleidet, um den Tieren möglichst viel Unterschlupf zu bieten.

Drei Standorte

Das Projekt wurde 2022 an drei Standorten im Kanton St. Gallen umgesetzt; am Flugplatz Schänis, in Betlis, Amden und in Benken. Der Flugplatz Schänis ist eine Oase inmitten einer stark landwirtschaftlich geprägten Umgebung. Dank der heckenreichen Landschaft und der Möglichkeit die Wannen mit Meteorwasser aus der Flugplatzentwässerung zu speisen, handelt es sich um einen idealen Standort. Drei Stahlwannen konnten eingebaut werden. Der sonnige Südhang bei Betlis in Amden beherbergt bereits eine stabile Unkenpopulation. Sechs Stahlwannen wurden hier eingebaut, um diese zu fördern und ihr Verbreitungsgebiet auszu-dehnen. Die Wannen werden hier durch Regenwasser gespeist. Entlang des Linthkanals existieren ebenfalls mehrere Gelbbauchunkenvorkommen. In Benken wurden deshalb zwei Wannengewässer unterhalb eines Strommasts angelegt. Da diese Fläche nur schwer bewirtschaftet werden kann, bietet es sich an die Mastfläche zur Biodiversitätsförderung zu nutzen. In der Nähe der Wannen soll im Frühjahr 2023 noch eine extensive Wiese angesät und einheimische Sträucher gepflanzt werden, da Unken genauso auf einen strukturierten Landlebensraum wie auf geeignete Laichgewässer angewiesen sind.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Projekte wie dieses sind ohne die Kommunikation und Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren undenkbar; sei es das Pilotenteam am Flugplatz Schänis, der Grundstückbesitzer in Betlis, ein Mitarbeiter der Axpo Uznach, die Familie, die für den Unterhalt der neuen Gewässer in Benken zuständig ist oder die Zivis der Stiftung «Lebensraum Linthebene». Realisiert werden kann das Projekt dank der Finanzierung durch den naturemade star-Fonds von ewz.

Die Gelbbauchunke braucht geeignete Landlebensräume in unmittelbarer Nähe ihrer Laichgewässer.
Nach einer gewissen Zeit ist nichts mehr von der Stahlwanne zu sehen, der Teich ist kaum mehr von einem natürlichen zu unterscheiden

Die Stahlwannen zeigen sich als erfolgsversprechende Alternative zu anderen künstlichen Materialien wie z.B. der rissanfälligen Teichfolie oder schwerem Beton. Der Einsatz weiterer Stahlwannen ist für dieses Jahr bereits geplant – zugunsten von Amphibien, Libellen und Co.

Die ausgewachsenen Gelbbauchunken schützen sich mit ihrem giftigen Hautsekret. Gegen den Verlust ihres Lebensraums kann dieses allerdings nichts bewirken. © hfox

Autor:in

Fabian Rätz

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