Auf Teilflächen des national bedeutenden Flachmoors «Joner Wald» in der Gemeinde Rapperswil-Jona betreiben 3 Galloway-Rinder aktiven Naturschutz, indem sie Problempflanzen wie Schilf und Goldruten zurückdrängen und massgeblich zur Förderung gefährdeter Arten beitragen. Bereits zwei Jahre nach Projektbeginn zeichnen sich positive Veränderungen ab.
Während einem achtsamen Waldspaziergang entlang des Flachmoors «Joner Wald» konnte man die letzten zwei Jahre neue Waldbewohner entdecken und ihnen bei der aktiven Naturschutzarbeit zusehen. Die herzigen, robusten und genügsamen Galloway-Rinder haben etwas faszinierendes an sich. Trotzdem ist der Anblick ungewohnt, denn Weidetiere inmitten eines Naturschutzgebiets sind noch relativ selten. Eine Informationstafel klärt deswegen über das Projekt auf.
Handlungsbedarf im Langriet
Flachmoore verbuschen ohne regelmässige Pflegeeingriffe, wodurch ihr Wert für die Biodiversität stark vermindert wird. Genau dieses Schicksal erlitt auch das «Langriet», welches Teil des national bedeutenden Flachmoors «Joner Wald» in der Gemeinde Rapperswil-Jona ist. Die Pflege der Riedwiese konnte aufgrund der starken Vernässung nicht mehr durchgeführt werden; zudem waren die ehemaligen Riedflächen stark mit Gehölz eingewachsen. Für Peter Lanz, Umweltbeauftragter der Stadt Rapperswil-Jona, war klar, dass ohne Aufwertungsmassnahmen die nationale Bedeutung des Flachmoors nicht mehr gerechtfertigt war. Es musste folglich eine Lösung her.
Ökologische Aufwertung und extensive Beweidung
«Im Fall des Langriets war die Beweidung mit einer geeigneten Rinderrasse wie Galloways ein vielversprechender und vergleichsweise einfacher Ansatz», erklärt Peter Lanz. Galloways kommen gut mit vernässtem Boden zurecht und sind aufgrund der fehlenden Hörner leicht zu transportieren. Diese beiden Kriterien waren bei der Wahl der Rasse ausschlaggebend. Auch wenn die Beweidung von Flachmooren noch nicht zur gängigen Praxis gehört, wurde das Projekt schliesslich vom Kanton begrüsst.
Ebenfalls Teil der ökologischen Aufwertung war ein vorgängiger Holzschlag, mit dem die ehemaligen Riedflächen entbuscht und der Waldrand ausgelichtet wurden, um typischen Flachmoorarten wieder mehr Licht zu bieten. Zudem wurde das verlandete Stillgewässer ausgebaggert und vergrössert.
Im Sommer 2023 kamen dann erstmals drei Galloway-Rinder zum Einsatz. Aufgrund der ersten positiven Erfahrungen soll das Pflegeregime mittelfristig beibehalten werden. So wurde mit einem im Jahr 2024 abgeschlossenen Naturschutzvertrag nicht nur die Pflege mit all ihren Details gesichert, sondern auch ein Grundstein für die langfristige Entschädigung des betroffenen Bewirtschafters gelegt.

Weniger Goldruten und Schilf…
Erste positive Entwicklungen lassen sich bereits nach zwei Jahren feststellen. Schilf mitten im Flachmoor gilt als Problem-pflanze, da es sehr konkurrenzstark ist und die natürliche Flachmoorvegetation verdrängt. Durch die Beweidung konnte die Schilfdichte deutlich reduziert werden, sodass wieder vermehrt standorttypische Flachmoorvegetation zum Vorschein kam. Auch wurden seichte Wasserflächen freigestellt, die nun von Insekten wie Libellen angeflogen werden können. Das Schilf wird von den Galloways gerne gefressen, allerdings bevorzugen sie die jungen Triebe. Aus diesem Grund ist ein früher Start der Beweidung sinnvoll, wenn das Schilf noch nicht allzu hoch ist. Auch die Goldrute – eine weitere nicht einheimische Problempflanze – wurde durch die Beweidung zurückgedrängt. Die Tiere mussten sich allerdings im ersten Jahr noch an die Pflanze gewöhnen.
… Mehr Insekten der Roten Liste
Auch in Bezug auf die tierischen Flachmoorbewohner geht es in die richtige Richtung. Unsystematische Zufallsbeobachtungen zeigen insbesondere bei den Insekten eine rasche Zunahme der Artenvielfalt. Verglichen mit dem Zustand vor den Aufwertungsmass-nahmen und der extensiven Beweidung konnten zusätzlich 6 Heuschrecken-, 11 Libellen- und 4 Tagfalterarten nachgewiesen werden. Besonders erfreulich ist dabei die Wiederbesiedlung durch Arten der Roten Liste wie die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), den Östlichen Blaupfeil (Orthetrum albistylum) und den Sumpfgrashüpfer (Pseudochorthippus montanus).

Die als verletzlich eingestufte Sumpfschrecke ist eine Zeigerart für stark vernässte Flächen. Bild: Andreas Hofstetter
Wertvolle Erfahrungen für die Zukunft
Die drei Galloways werden auch in den Folgejahren ab Mitte April wieder für die tierische Landschaftspflege im Langriet im Einsatz sein. Eine systematische Erfolgskontrolle ist in rund fünf Jahren vorgesehen, sobald die extensive Beweidung das Flachmoor entscheidend mitgeprägt hat. Da im Jahr 2021 vor Start des Pilotprojekts eine floristische und faunistische Nullerhebung durchgeführt wurde, können wertvolle Rückschlüsse zum Effekt der Beweidung auf die Biodiversität gezogen werden. Diese wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse werden bestimmt zum Erfolg zukünftiger Beweidungsprojekte beitragen.