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Rempen

31.08.2023Naturschutz

Zivis im Einsatz für die Amphibien

Je nach Gegebenheiten vor Ort können schon mit einfachen Mitteln wie Holzbrettern und viel Muskelkraft der Zivildienstleistenden der Stiftung Lebensraum Linthebene neue Laichstätten für Amphibien geschaffen werden. So kürzlich geschehen im Gebiet «Rempen» eingangs Wägital im Kanton Schwyz.

Der «Rempen» ist eine der wichtig­sten Laichstätten von Frosch- und Schwanzlurcharten des Kantons und deshalb auch Teil des Bundesinventars der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung (IANB-Objekt). Die in den ver­gangenen Jahren angelegten Teiche und Kleinstgewässer (N&U 19/4, N&U 20/4) werden hauptsächlich von Erdkröten, Gras­fröschen und Bergmolchen genutzt. Diese drei Arten laichen in einer grossen Band­breite an Stillgewässern. Vor allem bei nas­sem Wetter unterwegs und deshalb wohl ein stückweit seltener im Gebiet gesichtet sind die beiden Salamanderarten: der Feu­ersalamander und der Alpensalamander. Während das Feuersalamanderweibchen seine Larven in Becken von kleinen Bächen absetzt, ist der Alpensalamander nicht di­rekt auf das Vorhandensein von Gewässern angewiesen. Als einzige Amphibienart schweizweit bringt das Alpensalamander­weibchen im Frühjahr bereits zwei vollent­wickelte Jungsalamander zur Welt.

Die im 2020 erstellten Gewässer im «Aabort».
Eines der beiden Gewässer am Standort
«Kraftwerkszentrale», gebaut im Jahr 2019.

DIE PLANUNG

Auf einer kleinen Schafweide östlich des Ausgleichsbeckens «Rempensee» wur­den damals zur Entwässerung und besse­ren Nutzung des Hanges mehrere offene Gräben erstellt. Über diese Gräben wird bei Niederschlag anfallendes Wasser rasch, jedoch ohne grossen ökologischen Nutzen, aus dem Gebiet in den See abge­leitet. Nach erfolgreichen Gesprächen mit der Grundeigentümerin, der AG Kraftwerk Wägital, konnte durch die Stif­tung Lebensraum Linthebene ein Projekt geplant werden. Ziel war es, das Wasser weiterhin abfliessen zu lassen, aber gleichzeitig neuen Lebensraum für die im IANB-Objekt «Rempen» vorkommenden Amphibien zu schaffen. Aufgrund der er­schwerten Zugänglichkeit des Gebiets für Maschinen musste ein System gewählt werden, welches von Hand umsetzbar war. Die Wahl fiel auf das bereits an ei­nem anderen Standort im «Rempen» ein­gesetzte und bewährte System der Stau­tafeln (N&U 21/4). Damals konnten die Stautafeln noch mit einem Bagger einge­baut werden. Am neuen Standort hinge­gen ist reine Muskelkraft der Zivis ge­fragt. Die Planung wie auch die Realisierung wurde durch das kantonale Amt für Wald und Natur finanziert.

DAS SYSTEM

Für den Bau wurden rund 2 Meter lange Tannenholzbretter eingesetzt. Die einzel­nen Bretter sind mit einer Nut respektive einem Falz ausgestattet, so dass sie lüc­kenlos ineinander passen. Geführt wer­den die Bretter von einer Aluschiene, wel­che auf einem massiven Pfosten montiert ist. Durch dieses System können einzelne Bretter bei Bedarf ausgetauscht werden.

DER BAU

Die Lage der Stautafeln wurde so gewählt, dass Gewässer mit einer Wasserfläche von etwa vier Quadratmetern entstehen. Nach dem Abstecken hiess es Schaufeln, Pfosten einschlagen, Bretter einfügen, Steine plat­zieren und Tümpel modellieren. Der Was­sergraben wurde jeweils hinter der Stauta­fel konisch erweitert und abgetieft. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, dass mindestens eine Seite des Kleingewässers flach ausläuft. Eine solche Gestaltung er­möglicht den Amphibien einen einfachen Zugang zur Laichstätte ihrer Wahl. Zum Schutz gegen Erosion durch das Wasser wurden einige wichtige Stellen mit einge­brachten Steinen verstärkt. Die Steine die­nen zudem als Versteckmöglichkeit im Ge­wässer und als Schutz vor Fressfeinden. Teilweise mussten während der Ausführung die Standorte für die Pfosten und Stautafeln aufgrund eines grösseren Steins im Boden neu gewählt werden, dann wurden weitere kräfteraubende Anpassungen notwendig.

Die neuen Gewässer wurden ohne Maschinen aber mit viel Fleiss durch unsere Zivis gebaut.

Die Stautafelgewässer im beinahe fertigem Zustand. Überschüssiges
Wasser wird über die Einkerbung in der Holzwand abgeleitet.
Der Einsatzleiter beim Einsetzen der stauenden Holzbretter im Gebiet
«Rempen» eingangs Wägital.

DAS RESULTAT

Ganze vier Tage werkten Zivis der Stif­tung Lebensraum Linthebene unter ei­nem erfahrenen Einsatzleiter im Gebiet. Aufgrund des milden Winters mit wenig Schnee konnten die Stautafelgewässer be­reits anfangs März erstellt werden. Somit sind rechtzeitig auf die beginnende Laich­saison sechs Kleingewässer und damit viel neuer Laichplatz für die drei amphi­bischen Hauptarten im «Rempen» ent­standen. Im Verbund mit der diesen Herbst geplanten Sanierung und ökologi­schen Aufwertung eines bestehenden Teichs westlich des «Rempensees» und den bereits umgesetzten Gewässern an den Standorten «Kraftwerkszentrale» und «Aabort», beide ebenfalls im IANB «Rempen», kommen die Stiftung und der Kanton ihrem gemeinsamen Ziel einer ge­samthaften Aufwertung des Laichgebiets «Rempen» schrittweise näher.

Autor:in

Tobias Lusti

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