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Start in die Kiebitzsaison 2023

12.04.2023Artenschutz

Bald ist es wieder soweit und die ersten Kiebitze beginnen im Nuoler Ried und im Frauenwinkel mit dem Brutgeschäft. Wie bereits seit 10 Jahren, wird sich die Stiftung «Frauenwinkel» auch 2023 wieder um den Schutz des bedrohten und selten gewordenen Vogels bemühen. Dieses Jahr warten speziell angesäte Förderflächen auf die Kiebitze.

Der Kiebitz  (Vanellus vanellus) ist ein ganz besonderer Vogel. In der Vergangenheit tauchte er immer wieder in Erzählungen auf und je nach Kultur wurden ihm unterschiedliche  Bedeutungen zugeteilt. In der antiken Geschichte wurde er häufig mit dem Königlichen assoziiert, was er wahrscheinlich seinem auffälligen Kopfschmuck zu verdanken hat. Dieser sieht einer Krone tatsächlich etwas ähnlich. Sowohl die Namensgebung der Griechen, Polyplanktos, was in etwa «der betrügerisch Verführende» heisst, als auch seine Bedeutung in der Poesie «Verstecke das Geheimnis» lassen auf spezielle Charaktereigenschaften schliessen. Die Eier der Kiebitze sind ausgesprochen gut getarnt und bei einem Angriff von Feinden kann es schon einmal vorkommen, dass ein Weibchen zu einer anscheinend leichten Beute wird, indem sie kurzerhand einen verletzten Flügel vortäuscht und so die Feinde vom Nest weglockt. Das Königliche und Geheimnisvolle verlor der Kiebitz dann im 16. Jahrhundert, als er nebst Adler, Kuckuck und Eule zu den «schmutzigen» Vögeln zählte. Die Kehrtwende folgte im 18. Jahrhundert, als Kiebitzeier eine seltene Delikatesse waren, welche sogar Fürsten und Reichskanzler zum Geburtstag geschenkt bekamen.  

Der Kiebitz auf der Roten Liste

Kiebitzeier zu verspeisen ist heute verboten. Der Vogel ist international bedroht und seine Bestände gehen zurück. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die allgemeine Nährstoffanreicherung verschwinden immer mehr Feuchtgebiete, die der Kiebitz als Bodenbrüter für die Aufzucht der Jungen braucht. Als Ersatz der Feuchtgebiete dienen oft Intensivwiesen. Die getarnten Eier sieht man kaum. So sind sie gut geschützt vor Feinden wie Krähen, Milanen, Füchsen & Co. Allerdings ist es auch ausserordentlich schwierig, sie bei der Bewirtschaftung der Wiesen zu entdecken. Ohne aufwändige Schutzmassnahmen würde dies für viele junge Kiebitze den Tod durch die Landwirtschaftsmaschinen bedeuten. 

Kiebitz-Saison 2023

Dank dem grossen Einsatz der Mitarbeitenden der Stiftung «Frauenwinkel» und Zivildienstleistenden der Stiftung «Lebensraum Linthebene» konnten letztes Jahr im Gebiet wieder Erfolge gefeiert werden. 2022 liessen sich überdurchschnittlich viele Brutpaare im Nuoler Ried nieder. Die Gelegeverluste waren in beiden Schutzgebieten dank den Schutzmassnahmen niedrig. Wegen des trockenen Sommers kamen 2022 etwas weniger Jungvögel auf als noch im Vorjahr. Mit total 37  Flügglingen lag die Anzahl aber im Durchschnitt der letzten fünf Jahre und die Kolonien erholen sich weiter.  Mit zusätzlichen Schutzmassnahmen und einer guten Witterung kann auch 2023 ein Anstieg der Brutgelege und der überlebenden Jungvögel erwartet werden.

2022 wurden 5.46 km Zäune als Schutzmassnahme gegen Fuchs, Marder & Co. aufgestellt. 
Während die Landwirte ihre Parzellen bewirtschaften, wird Ausschau nach jungen Kiebitzen gehalten. Wenn diese noch zu klein sind, um selbst zu flüchten, werden sie vom Team der Stiftung «Frauenwinkel»  in Sicherheit gebracht.

Die BirdAlerts, welche mit akustischen Signalen die Krähen verscheuchen, haben sich in den letzten zwei Jahren bewährt und werden auch heuer wieder eingesetzt. Neuerungen gibt es dieses Jahr mit neuen Förderflächen. Diese werden von den Landwirtinnen und Landwirten mit einer kiebitzfreundlichen Saatmischung angesät, wodurch optimale Brutflächen entstehen. Als weitere Änderung wird im Nuoler Ried eine Pumpe eingesetzt, welche in trockenen Zeiten für feuchte Stellen und somit eine höhere Nahrungsverfügbarkeit sorgt. Aktuell läuft das Bewilligungsverfahren. Im Frauenwinkel wurden im Januar Spundwände in das Flachmoor eingebracht, um dieses zu vernässen. Es freuen sich besonders die Kiebitze, aber auch Amphibien und Libellen (mehr Infos gibt es auf S. 18 – 19). Weiterhin sind viele Arbeitsstunden nötig, um die Kiebitzpopulation zu fördern. Das Team der Stiftung «Frauenwinkel» wird auch dieses Jahr tatkräftigen Einsatz leisten. So werden im Frühling wieder viele Kilometer Zäune zum Schutz vor Fressfeinden aufgestellt. Seit der Ankunft der Kiebitze Ende Februar finden wieder Beobachtungsrundgänge statt, damit die Gelege frühzeitig entdeckt werden. Schliesslich ist es wichtig, mit den Landwirtinnen und Landwirten abzuklären, wann sie ihre Parzellen bewirtschaften, damit die Nester und jungen Kiebitze währenddessen geschützt werden können. Wer die Kiebitze einmal selbst beobachten möchte, kann am 20. Mai von 13:00 – 16:00 Uhr im Nuoler Ried vorbeikommen: Anlässlich des Festivals der Natur wird dort ein Infostand aufgestellt.

© Rolf Kunz

*Titelbild: © Daniela Strässle (fotostrada.ch)

Autor:in

Melanie Bischof

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